Two Superdogs

Seine Finger streichelten durch das Fell seines Hundes und er hockte sich hin. "Ganz ruhig mein Großer.", murrte er und streichelte wieder durch das Fell. Er liebte seinen Hund und manchmal, aber wirklich auch nur manchmal genoss sein Vierbeiner diese Aufmerksamkeit. "Bear...", murmelte er nur noch mal und strahlte den Akita-Rüden an. Das war sein Spitzname für den Rüden und er liebte den Hund abgöttisch. Kal hatte ihm schon durch so manche Krise geholfen, auch jetzt wieder nach der Trennung von seiner letzten Freundin Natalie Viscuso. Sie hatten sich halt einfach auseinander gelebt und jetzt waren Kal und er wieder alleine in seinem Haus. Ehrlich gesagt, genoss es Henry sogar wieder alleine zu sein. Er konnte in Ruhe an seinen PCs schrauben, Comics lesen, Spielen, einfach ein Nerd sein. Es war ja nicht so, dass er darüber seine anderen Pflichten vergass, dazu war der Lockenkopf viel zu pflichtbewusst.

Genau deshalb war er heute auch hier im Tierheim. Deshalb wollte er Werbung machen, die Leute ein bisschen rumführen, mit ihnen Fotos machen und sie zum Spenden animieren. Sein Besuch hier war kostenlos und er selbst würde auch noch ein bisschen was spenden. Gerade richtete sich der Schwarzhaarige wieder auf, als er Schritte hinter sich hörte. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und er sah die junge Frau, welche gerade mit einem Hund auf ihn zu kam, mit strahlend blauen Augen an. "Nina.", konnte man hören und er ging auf sie zu. Auch Kal hatte sich erhoben und tapste neben seinem Herrchen her. Seine Finger umfassten kurz die schmalen Oberarme der hübschen Frau, ehe sich Henry runter beugte und ihr einen Kuss auf die Wange gab, dann wurde sie umarmt und er trat wieder zurück. "Du siehst toll aus." Die Hunde beschnüffelten sich und schienen sich noch immer ganz gut zu verstehen. Immerhin hatten sie sich auch schon ein paar Mal in Los Angeles getroffen. "Was machst du denn hier? Bist du extra mit Missy hier her geflogen?", fragend blickte er sie an und seine Augenbrauen hoben sich. Es war nicht so, dass er sich nicht freuen würde, aber letztlich hatte der Schauspieler nicht damit gerechnet, dass sie hier auftauchen würde, als man ihm sagte, dass noch eine Schauspielerin der A-Riege kommen würde.

„Na komm“ Nina blickte liebevoll auf ihre tierische Begleitung, die tänzelnd neben Nina her lief und die Aufmerksamkeit der Leute aufzusaugen schien wie ein echter Star. Man mochte es kaum glauben, aber Nina war ihrem Hund zu sehr viel Dank verpflichtet...es war ihr Seelenbegleiter, wie sie immer sagte. Allgemein war sie dafür bekannt, dass sie sich für Tiere einsetzte und gerne an Veranstaltungen wie dieser teilnahm. Ms Maverick war dabei immer in ihrer Nähe und wenn es ging, würde es auch so bleiben. Sie war schon einige Tage in London, hatte einige Freunde besucht und etwas Abstand zu Los Angeles haben wollen. Oft überschlugen sich die Dinge in der Stadt der Engel und die Geschwindigkeit in der es geschah, sorgte bei Nina oft für ein gefühltes Schleudertrauma. Nach ihrer Trennung von Shawn White, brauchte sie einfach einen Tapetenwechsel. Es war noch nicht sehr lange her und in Nina brodelte es noch gewaltig, wenn sie den Namen hörte. Da kam ihr eine Ablenkung wie diese gerade recht, auch wenn sie in Los Angeles einige Projekte am Laufen hatte.

In London, so hatte sie das Gefühl, existierte eine ganz andere Zeit. Die Leute hier waren seltsam entspannt, distanziert und dennoch unglaublich höflich. Ja, die Brünette mochte diese Art und kehrte immer wieder gerne hierher zurück. Die Veranstaltung heute, lag ihr besonders am herzen. Sie wollte mehr Leute dafür gewinnen, sich für Tiere in Not einsetzen und gleichzeitig dazu animieren, vielleicht in die lokalen Tierheime nach zu schauen, wenn man sich einen Begleiter für das Leben zulegen wollte. Ihr Augenmerk wurde plötzlich auf ein bekanntes Gesicht gelenkt, in
welches sie sogleich herzlich strahlte. „Hi...was für eine Überraschung, wie geht es dir. Ich bin hier aktuell bei Freunden zu Besuch“, sie umarmte Henry herzlich und drückte ihn fest an sich und erwiderte den Kuss. Ob nun gleich Gerüchte aufkamen?. Ja, man konnte sagen, dass man sich kannte. Nicht besonderes gut, aber so gut, dass sie sagen konnte, ihn wirklich gut leiden zu können. Der hoch gewachsene, gutaussehende Mann machte scheinbar in jeglicher Garderobe eine gute Figur und neben seinem wunderschönen Hund, wirkte er gleich noch sehr viel attraktiver. Darüber mochten Leute schmunzeln, aber Männer mit Tieren oder Babys auf dem Arm waren nun mal sexy. Die Hunde kannten sich und beschnüffelten sich kurz, keine Spur von Angespanntheit oder aufkommendem Ärger. Hier und dort hörte man ein paar Kameras klicken. Allerdings hatte sich Nina lange an das Geräusch gewöhnt und beachtete es nur noch selten. Stattdessen widmete sie sich kurz dem Akita Rüden. „Was für ein schönes Kerlchen du bist..ich sag es immer wieder...ja du bist wunderschön“, sprach sie leise mit ihm und hielt ihm die Hand hin. Ms Maverick drängte sich sofort dazwischen, was aber für alle eher belustigend war. Langsam richtete sie sich wieder auf und sah zu Henry, der gut einen Kopf größer war als sie, auf. „Dann können wir heute unser geballte Power einsetzen, was meinst du..“

Seine Arme hatten sich wirklich um die zierliche Frau geschlungen und sie verschwand in diesen. Es war schön ein bekanntes Gesicht zu sehen und ja er mochte Nina wirklich sehr. "Bei Freunden?", fragte er nach und ein Lächeln huschte über seine Züge. "Das hört sich doch gut an, das nächste Mal könntet ihr auch bei mir übernachten, ich habe viel zu viel Platz im Haus." Ja, seit dem Natalie wieder ausgezogen war, kam ihm das Haus wirklich seltsam gross vor. Allerdings war es wirklich besser so, dass sie sich getrennt hatte, denn der Engländer mochte die junge Frau nur noch. Er war nicht mehr in sie verliebt gewesen und noch weniger liebte er sie. Seine Empfindungen waren eher die eines guten Freundes zu seiner guten Freundin, seiner guten platonischen Freundin. Allerdings sollte er jetzt nicht mehr darüber nachdenken, denn das wäre nicht fair gegenüber diesem Anlass hier. Das konnte Henry machen, wenn er wieder zu Hause war. So hockte sich der Lockenkopf auch hin und kraulte die Hundedame. Wie immer blieb Kal ruhig und stubste Ms Maverick an, ehe sich das große Tier wieder hinlegte und alles beobachtete, was es zu sehen gab. Langsam erhob sich wieder der Lockenkopf und seine Mundwinkel zuckten. Fast hätte er sich bedankt und noch dazu einen dummen Spruch gerissen, dass er schon immer ein hübsches Kerlchen war, aber Henry war sich durch aus bewusst, dass Nina seinen Hund meinte. "Wenn Kal rot werden könnte, dann würde er jetzt garantiert leuchten wie eine Tomate.", murmelte er so und lächelte sie an.

"Wobei sich die junge Dame an deiner Seite nicht neben ihm verstecken muss." Ms Maverick konnte sich vielleicht hinter ihm verstecken, aber nicht neben ihm. "Und ihr Frauchen erst recht nicht." Natürlich flirtete Henry ein bisschen, warum auch nicht? Er war nun mal Single, jung und frei. "Geballte Wuff-Power. Die Leute hier werden wahnsinnig froh sein, dass wir da sind." Sie würden natürlich auch ganz viele Fotos machen und auch Autogramme schrieben, für das Tierheim werben und den Leuten etwas Geld aus den Rippen leiern. Allerdings konnte es Henry nicht lassen und beugte sich noch mal zu Nina runter. "Und wollen wir den Leuten ein bisschen was zum klatschen geben?", fragte er sie flüsternd und sah dabei aus, wie ein kleiner Junge, welcher was ausfressen wollte. "Dann lass uns noch ein bisschen flirten und Händchen halten." Der Lockenkopf lachte auf und zwinkerte der hübschen Brünetten zu. Das war definitiv ganz in seinem Interesse ein bisschen die Presse an der Nase herumzuführen. Immerhin schrieben sie immer so viel Mist, sowohl über Nina als auch über ihn, dass sie sich das redlich verdient hatten. "Oder will mir gleich jemand dann auf die Nase hauen, wenn wir als neues Traumpaar gehandelt werden?" Er hätte so gar schon die passende Aussage, wenn jemand sie fragen würde, wie sie zusammen gekommen wären, die Hunde hätten sie zusammen geführt. Sein Arm legte sich um ihre schmalen Schultern und noch mal konnte man ein Lächeln auf seinen Lippen sehen. "Lass uns loslegen."

Fest hatte sie die Arme um den Schauspielkollegen geschlungen. Er war ein ganzes Stück größer als sie, aber es störte nicht, zu ihm aufzuschauen. Hey, das war Superman. Wer schaute da nicht gerne empor? „Meinst du, er wird verlegen?“ Nina musste amüsiert schmunzeln bei dem Gedanken und beobachtete die beiden Hunde, die interessiert den anderem umrundeten. Das Klicken der Fotoapparate , war Nina bereits gewöhnt. Gerade dann, wenn mehrere bekannte Leute auf einem Haufen zu sehen waren. Lächle hier, strahle dort, setz dich in Pose, zeig mir etwas, womit ich Geld verdienen kann. Die Möglichkeiten der Paparazzi waren mannigfaltig und die Stars ihnen oft ausgeliefert. Der Supershot war es, auf was sie aus waren. Gab es da eine zarte Berührung, einen verstohlenen Blick? Es wurde so viel hinein interpretiert in Gesten und Worte, dass es eigentlich egal war, was man als Star zu sagen hatte. Nina gehörte zu jenen, die ihr Privatleben nicht groß an die Glocke hini, auch wenn hier und dort neue Bilder auf ihren diversen Accounts auftauchten, aber nach Ian war sie diesbezüglich etwas vorsichtiger geworden . Jedoch war das Interesse an ihrer Person nach der Trennung von Ian leider nicht verstummt, sondern eher gestiegen. Man dichtete ihr so viele mögliche Dates an, dass jener mit dem sie tatsächlich gedatet hatte, gar nicht in den Fokus gelangte. Vielleicht konnte die Beziehung deshalb eine ganze Weile gut bestehen. Jetzt war sie wieder Single, nahm an vielen Veranstaltungen teil - gerade dann, wenn es um Tiere ging - und freute sich andere Menschen zu treffen.

An Henrys Blick sah sie, dass er etwas vor zu haben schien, was ihr ganz gut gefallen mochte. Er flüsterte zwar nur, aber sie wusste das dies genug Stoff für die Fotografen sein würde, heraus zu finden, WAS er ihr tolles ins Ohr geflüstert hatte. Sie ahnten gar nicht, wie oft das geschah und Schauspieler sich gerne spontan absprachen. Auch Nina mochte solche kleinen Spitzen und sah ihn - wie es sich für eine echte Schauspielerin gehörte - dementsprechend verspielt an. Und schon griff sie in seinen Nacken und zog ihn etwas zu sich hinunter. Es war nur eine banale Berührung, auch wenn es lediglich die Fingerspitzen waren, die über die Haut fuhren, während sie ihm nun ihrerseits zuflüsterte. „Du willst es auf die Spitze treiben hm? Passt mir ganz gut. Mal sehen, wie weit sie diesmal gehen.hier haut dir niemand auf die Nase, außer vielleicht Ms Maverick, die eifersüchtig wird..“ Ein kurzer blick wanderte zu ihrer Hündin, die sie mit wedelndem Schwanz anhüpfte.

Events wie diese waren dazu gedacht, Leute aufmerksam zu machen. Auf Missstände, auf Hilfen und auf Dinge, die sonst oft keine Beachtung bekamen. Stars, die für Tierheime beispielsweise warben, bekamen oft nichts dafür, weil sie es aus eigenen Intensionen handelten. Nina ging es hierbei weniger um Geld oder Prestige, sondern um artgerechte Haltungen, finanzielle Hilfen und darum, dass es den Tieren, die auf Menschen angewiesen waren, gut ging. Die Dankbarkeit, die ihr diesbezüglich immer wieder entgegen gebracht wurde, war überwältigend und das alleine reichte schon, um weiter zu machen. Weiter machen, fernab der schmutzigen Glitzerwelt. Den Fotografen ging es oft gar nicht um das Event an sich, weshalb sie Henrys Vorschlag gut verstehen konnte und mitmachte. Wenn sie schon für ihre geliebten Tiere etwas tun wollten, dann könnten sie jene Paparazzi die auf ganz andere Storys aus war, auch an der Nase herum führen.

Langsam bewegten sich die Beiden auf den Eingang zu und schritten langsam auf das Innere des Tierheims, indem weitere Fotografen sowie Mitarbeiter und Vorsitzende von verschiedenen Organisationen warteten. Nina lächelte offen, hatte allerdings ihre Hand fest um Henrys geschlungen und verhakte ihre Finger mit seinen und sah ihn von der Seite verschmitzt lächelnd an.